Übers Schreiben und Reisen

Schreiben und Reisen, Ankommen und Gehen

Während ich abgehalftert in der Sonne herumlag, dehnte sich der Himmel aus, bereit mich einzuverleiben mit seinen riesigen kugelförmigen Wolkenformationen.

Ich war weggefahren, um Worte zu finden.

Lief durch kleine Straßen mit hohen Mauern und engen Wänden, an denen der Bus entlang schrammte.

Auf dem schattigen Platz im Dorf, unter Platanen und Zypressen hatte ich den Ort gefunden, der mir das Schreiben leicht machte.

Geschützt vor dem Treiben und Lärmen auf den Gassen der Stadt unten am See. Hier oben konnte ich sein, ohne lästige Ablenkungen des großstädtischen Trubels.

Dort hinten, durch den kleinen Tunnelgang sah ich den Berg, wie er zu mir aufragte, mich überragte.

Ich hatte mir die Zeit stehlen lassen, so dass mir das Schreiben abhandengekommen war. Wenn ich nicht schrieb, löste ich mich auf. Faden für Faden, Wort für Wort flossen aus mir heraus, verteilten sich in den Ecken und Rändern des Alltags. Dort blitzschnell von Wollmäusen umwickelt, eingewoben,

Gedanken und Worte für immer verloren.

Meine Seele, ein Brachland ohne Geäst und Gebüsch.

Eine Brache, ein ungenutztes Grundstück, auf dem sich nun eine Quelle auftat. Viele Flüsse entspringen in den Bergen, meiner entsprang hier oben, im Schatten der Zypressen. Das Wasser plätscherte an den Stellen, an denen der Fluss noch verengt war, sich seinen Weg suchen musste. Worte, die sich aufgestaut hatten, ergossen sich auf das Stück Land.

Ein kräftiger Fluss, Verbindung zwischen Land und Ozean.  

Aus dem Brachland sprossen kleine Pflänzlein hervor, durchbrachen die Kruste, die sich gebildet hatte, reckten sich eifrig nach oben, bis in den Himmel hinauf, verästelten sich und begannen zu blühen.

Meine Finger glitten, hüpften, tanzten dann tasteten sie wieder langsam nach vorne, suchend, dem Takt meiner Gedanken folgend.

Rhythmisch gebrochen, mein Spiel das eines Kindes, auf der Suche nach der richtigen Melodie. Wort für Wort fügten sich Sätze zusammen.

Unisono, mein ganzer Körper Gedanken folgend.

Leben und Schreiben, so dicht miteinander verwoben,

Teil eines Ganzen, untrennbar.

So trat ich aus dem Schatten hinaus in die pralle Sonne.

Text entstanden im Sommer 2023, auf einer Reise durchs Tessin.

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Authentisches Storytelling